Page 7 - KK-Studie_Investieren_in EE_2016
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Executive Summary








Executive Summary







Das Jahr 2015 war wie bereits das Jahr 2014 Re-Regionalisierung der Erzeugung, Eigenver-
nicht nur für Erneuerbare Energie (kurz: EE), brauch, Speicherung, Regelenergie, Smart Grid
sondern für die gesamte Energiebranche ein etc. erhöhen den Margendruck bei den großen
bewegtes Jahr, voller Unsicherheiten, Umbrü- Energieversorgungsunternehmen – zeigen aber
che und einer Fortsetzung des radikalen Wan- die Vielfältigkeit und Komplexität der Heraus-
dels. Manche Probleme – wie der Klimawandel forderungen der Branche und den totalen Para -
– sind globale Themen, die aber unterschied- digmenwechsel.
liche regionale Anstrengungen und Lösungen
voraussetzen. Andere Herausforderungen für Trotz aller Schwierigkeiten hat sich zumindest
die Energiebranche sind regionaler Natur (Roh - für die EE ein langjähriger Boom fortgesetzt.
stoffsituation, Energiemix, Importabhängigkeit Das Jahr 2015 war für Europa das achte Jahr
etc.) und je nach Land in unterschiedlichen Aus - in Folge, in dem mehr Energiekapazität aus EE
prägungen anzutreffen. Auch in den betrachte- ausgebaut wurde als aus sämtlichen anderen
ten Ländern der Studie hängen die Auswirkun- Energieträgern. Und das obwohl der Ölpreis
gen maßgeblich von den lokalen, nationalen an den Börsen auf historisch niedrigem Niveau
Rahmenbedingungen im jeweiligen Land ab. ist, was durchaus zu Fehleinschätzungen und
-investitionen hätte führen können.
Die Strommärkte sind nun schon mehrere Jahre
in Serie aus dem Gleichgewicht, Strompreise an Diverse Studien prognostizieren ausgehend von
den Börsen notieren so niedrig wie seit elf Jah- 2012er Werten eine weitere Verdoppelung der
ren nicht – der Preisdruck auf konventionelle weltweiten Kapazitäten im Bereich EE bis 2025,
Stromproduzenten ist enorm. Die Schattensei- was über alle Technologien und Länder ein
ten der Energiewende bekommen die Energie- durchschnittliches Wachstum von rund 6 % bis
versorgungskonzerne doppelt zu spüren – durch 7 % pro Jahr bedeutet. Möglich ist dies – auch
sinkende Großhandelspreise des Stroms und bei sinkenden Förderungen/Fördertarifen –
die notwendigen Infrastrukturinvestitionen in aufgrund stark sinkender Kosten durch innova-
Netze. Das führte 2015/2016 dazu, dass Strom- tive Technologien und Skaleneffekte. Die Prog-
giganten wie eon, RWE und Vattenfall ihre Stra- nosen für Europa laufen etwas gebremst – nicht
tegien komplett neu ausrichten müssen, um zuletzt weil die Harmonisierungsbemühungen
zu überleben. Auch sind dutzende Stadtwerke der EU sowie die Umstellung auf marktpreis-
z. B. in Deutschland von der Pleite bedroht. gekoppelte Tarifsysteme (Auktionen, Ausschrei -
Die Wertberichtigungen in Milliardenhöhe für bungen etc.) für die EU-Mitgliedsstaaten ab
getätigte Investitionen in konventionelle Kraft- 2017 real werden. Nicht berücksichtigt sind in
werke wurden wohl bereits in den letzten Jah- diesen Prognosen die Auswirkungen der Pariser
ren vorgenommen, aber die Rückstellungen für Klimakonferenz im Dezember 2015, COP 21. Die
den Atomausstieg und sukzessiven Kohleaus- Umsetzung dieses ersten globalen Klimaschutz -
stieg sind enorm und die Endlagerung ist auch abkommens mit 195 Staaten – oft zitiert als das
noch zu bewerkstelligen und zu finanzieren. »Ende des fossilen Zeitalters« – benötigt mas-
Also wohl eher kein Ende der Krise in Sicht. sive, neue Energiestrategien und Aktionspläne.
Neue Geschäftsmodelle (Dienstleistung, Grün- Für Österreich wurde z. B. das Verspre-
strom), die Bürgerenergiewende, Trends zur chen »100 % Strom aus EE bis 2030« und














Investieren in Erneuerbare Energie 2016 7
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